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Seren gegen Schlangengift sind schwer herzustellen – und es gibt immer weniger Unternehmen, die sie produzieren. Besonders Menschen in Entwicklungsländern leiden darunter: Im Notfall wird es lebensbedrohlich.
Die Sandrasselotter ist die giftigste Schlange der Welt. Auch für ihre Bisse gibt es immer weniger Gegengift.
Ein Kind läuft über Felsgeröll und Schutt. Es ist barfuß. Dabei stößt es auf etwas Schuppiges. Eine ungefähr 60 Zentimeter lange, grau- und sandbraun gemusterte Schlange beißt zu: die Sandrasselotter. Sie lebt in vielen Teilen Asiens, von Bangladesch bis zur arabischen Halbinsel. Es sind Regionen, in denen viele Menschen barfuß auf dem Feld arbeiten.
Das Gift der Sandrasselotter ist gefährlich – es reicht theoretisch aus, um 250 erwachsene Menschen zu töten.
Gegengifte fehlen
Mittlerweile ist die Rettung des Opfers aber nicht nur ein Zeitproblem: Weltweit fehlt Antiserum. Ein Problem: Jedes Gift braucht ein spezifisches Gegengift. Denn nicht jedes Gegengift hilft bei jeder Schlange. Wenn ein asiatischer Taipan zubeißt, hilft nur ein Mittel, das aus den Giftkomponenten derselben Tierart hergestellt wurde. Serum aus dem Gift indischer Nattern bewirkt in Afrika hingegen wenig. “In Ghana hat ein indisches Produkt 2004 das französische ersetzt – die Todesrate durch Schlangenbisse stieg um das Sechsfache”, erklärt David Williams, bekannt als Schlangenexperte aus der Serie Snake Hunter.
Um das Gegengift zu gewinnen, benötigt man zunächst das Gift der Schlange. Dafür wird sie gemolken.
In Afrika ist das Problem besonders groß, weil es dort kein einziges geeignetes Mittel mehr gibt. Bis zu 30.000 Menschen sterben dort jedes Jahr an Schlangenbissen. Der französische Pharmakonzern Sanofi Pasteur hat bereits im Jahr 2014 die Produktion des Präparats Fav-Afrique eingestellt. Dieses Produkt ist besonders: Es hilft gegen das Gift gleich vieler verschiedener Schlangen. Der Grund: Es ist eine Mischung aus Gegengiften. Unter anderem wirkt Fav-Afrique gegen das Gift von Puffottern, Vipern, Kobras und Mambas.
Afrika ist besonders betroffen
“Insbesondere in Afrika südlich der Sahara gibt es große Engpässe”, sagt Micha Nübling von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Das Problem: “In vielen Ländern gibt es keine eigene Qualitätsprüfung für Medikamente”, erklärt Nübling. So wurden manche Märkte in Afrika über Jahre mit kaum wirksamen Gegengiftmedikamenten aus Asien überschwemmt. Die halfen nicht. Die Menschen gingen eher zu Heilern und kauften kein Gegengift mehr. So ging der Markt kaputt.
Auch Indien, das selbst Gegengift herstellt, hat Probleme. “Viele Produkte sind von zweifelhafter Qualität”, sagt Williams. Mindestens 50.000 Menschen sterben dort schätzungsweise pro Jahr durch Schlangen.
Hilfe ist in Arbeit
Die WHO hat jetzt reagiert. Sie setzte Schlangenbisse zum einen auf die Liste der vergessenen tropischen Krankheiten; das soll die Aufmerksamkeit für das Thema erhöhen. Zudem arbeitet die WHO an Richtlinien für die sichere Produktion wirksamer Gegengifte und lässt nun auch selbst Mittel testen. Sie sollen gegen die Bisse möglichst vieler Giftschlangen im südlichen Afrika wirken.
“Die erste Phase der Labortestung ist abgeschlossen, als nächstes stehen Tests auf Wirksamkeit bei Mäusen an”, sagt Nübling. Sobald die WHO Mittel mit ihrem Gütestempel versieht, sollte die Produktion anlaufen. Das Gütesiegel soll dabei helfen, Skepsis in der Bevölkerung zu überwinden, die von schlechten Erfahrungen mit anderen Mitteln herrührt. Zwölf Monate könnte es aber noch dauern, bis die Produktion läuft, meint Nübling.
Wichtig für die Produktion des Gegengifts in großem Maßstab: Der Hersteller braucht große Pferdeherden. Giftschlangen werden gemolken, mit den Giftkomponenten werden Pferde infiziert. Sie sterben daran nicht. Aber sie bilden Antikörper, die bei der Blutentnahme gewonnen werden. Daraus entsteht das Gegengiftpräparat für Menschen.
Neue Möglichkeiten
Es gibt auch einige Stoffe, die mit Kühen und Schafen gewonnen werden. Bei den Tieren werden Gene für das Immunsystem durch menschliche Gene ausgetauscht: Sie werden “humanisiert”. Mit diesen Tieren liefen in den USA vielversprechende Tests. Für die großen Mengen Schlangengift, die benötigt werden, sei das bisher aber keine Alternative, sagt Nübling.
Wo lebt wohl der Inlandtaipan, die giftigste Schlange der Welt? Richtig: in Australien! Forscher schätzen, dass das Gift aus einem Biss bis zu hundert erwachsene Männer töten kann. Das Gift ist darauf ausgerichtet, besonders gut Warmblüter wie den Menschen zu töten. Es schädigt das Nervensystem, das Blut und die Muskulatur des Opfers.
Ihr Biss selbst ist gar nicht so tödlich, denn 90 Prozent aller Menschen, die gebissen und nicht behandelt werden, überleben. Trotzdem gilt die Sandrasselotter als die tödlichste Schlange der Welt. Denn sie ist sehr aggressiv und beißt schnell und oft zu. Daher kommt es oft zu Vergiftungen und Todesfällen. Am tödlichsten heißt eben nicht unbedingt am giftigsten…
Die Große Anakonda gehört zur Familie der Boas. Sie lebt in den dunklen, tiefen Gewässern des südamerikanischen Dschungels. Einige Individuen sollen bis zu 8,8 Meter lang und 200 Kilogramm schwer geworden sein. Das durchschnittliche Exemplar schafft es immerhin auf 4 Meter und über 30 Kilogramm. Die muskelgepackte Anakonda wickelt sich um ihre Opfer und erwürgt sie langsam.
Die Große Anakonda ist nichts gegen die Titanoboa. Diese prähistorische Schlange wurde vermutlich bis zu 13 Meter groß und 1135 Kilogramm schwer – ein Gigant! Das Foto zeigt eine Python über dem Wirbel einer solchen Titanoboa. Die Überreste hat man in Kolumbien entdeckt. Auch die Titanoboa lebte vermutlich nahe am Wasser – vor 40 Millionen Jahren.
Wie süß! Diese Schlange wird nur etwa zehn Zentimeter lang und – nach Aussage seines Entdeckers – “so dick wie eine Spaghetti”. Tetracheilostoma carlae frisst Termiten und Ameisenlarven und lebt auf der Karibikinsel Barbados. S. Blair Hedges von der Pennsylvania State University entdeckte die Art im Jahr 2008.
Schlangen können ihren Unterkiefer ausrenken, um Tiere zu verschlucken, die doppelt so groß sind wie sie selbst. Aber manchmal ist der Happen selbst für sie zu groß. Im Jahr 2005 explodierte im Everglades-Nationalpark in Florida eine Tigerpython. Sie hatte versucht, einen ganzen Alligator herunterzuschlucken. Aus der geplatzten Schlange schaute noch der Alligatorschwanz heraus.
Nur ein Blatt? Nein, das ist eine Gabunviper. Form und Farbe ihres Kopfes ahmt totes Laub nach – die perfekte Tarnung am Boden des afrikanischen Regenwaldes. Die Gabunviper hat die längsten Giftzähne aller Schlangenarten: bis zu 5 Zentimeter lang. Auch ihr Gift ist sehr stark. Allerdings ist die Schlange kein bisschen aggressiv, und nur sehr wenige Menschen werden von ihr gebissen.
Dieses Kerlchen hier – eine rote Königsnatter – ist nicht giftig. Aber sie will nicht, dass andere Tiere das wissen. Sie will lieber gefährlich aussehen. Daher ahmt sie mit ihrem rot-weiß-schwarzen Farbmuster die giftige Korallenotter nach. Ganz schön clever.
Schlangen kann man sogar an Korallenriffen finden. Diese Art, die gebänderte Gelblippen-Seeschlange kehrt allerdings regelmäßig wieder ans Land zurück, um zu fressen und sich zu paaren. Einige Seeschlangen gehören zu den giftigsten Arten überhaupt. Im Gegensatz zu Fischen haben sie keine Kiemen und müssen regelmäßig zum Luftholen wieder nach oben kommen.
Die Schmuckbaumnatter kann durch die Luft gleiten und heißt daher auch “fliegende Schlange”. Dafür stößt sie ihren Körper mit Kraft von einem Baum ab. Anschließend rollt sie sich zu einer Art Frisbee zusammen. Bis zu 30 Meter weit kann sie so durch die Luft gleiten. Sie frisst Echsen, Nagetiere, Vögel und sogar Fledermäuse. Für Menschen ist sie ungefährlich.
Autorin/Autor: Brigitte Osterath, Sophia Wagner
In der Demokratischen Republik Kongo ist erneut ein Mensch an Ebola gestorben – vier Monate nach dem letzten bekannten Infektionsfall. Die Behörden hoffen, eine Ausbreitung des Virus verhindern zu können.
Wegen steigender Affenpocken-Infektionen organisiert die WHO einen Notfallausschuss. Warum uns keine Pandemie droht – und wer sich trotzdem gegen Affenpocken schützen sollte.
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